• Februar 2010

    Den berühmten Einbürgerungstest möchte man mal spaßeshalber mitmachen, aber wo gibt es den? Genau: bestimmt bei google. Also: Suchmaschine an, "Einbürgerungstest online" eingegeben und schon hat man einige zur Auswahl. Aber Vorsicht! Die ersten, gelblich hinterlegten Ergebnisse sind bezahlte Werbung!

    Auf den ersten Link geklickt, kommt man in diesem Beispiel zu einer der trickreichsten Abofallen, die es derzeit am "Markt" gibt: online-einbuergerungstest.de. Das Ganze gibt es auch in abgewandelten Versionen mit Routenplanern oder einem Fahrschultest - routenplaner-power.de und theorie-test.com. Der Nutzer wird hier mehrfach ausgetrickst, und das geht so:

    Wir klicken also auf einbuergerung-sofort.de. Dies ist eine so genannte "Landing Page". Die heißt so, weil hier die Nutzer, von der Suchmaschine kommend, "landen". Diese noch unverfängliche Seite ist eine Art Weiche, die entscheidet mithilfe der Seite wwwtraxxx.com, ob man von seinem PC aus schon einmal hier war oder nicht. Wer dort zum ersten Mal ist, wird nach einem Klick weiter geleitet zur eigentlichen Abofalle online-einbuergerungstest.de.

    Diese Seite gibt - je nachdem, wie man sie aufruft - andere Inhalte aus. Kommt man über die Anzeige bei google, wird die Seite mit dem Parameter "?action=howto" aufgerufen (Stand: 30.1.2010) dann wird eine Seite mit einer animierten Grafik angezeigt, die erst am Ende einen Preishinweis zeigt. Ohne diesen Zusatz sieht man hingegen den Preishinweis deutlich. Über die google- Anzeigen wird natürlich nur die Version mit unzureichendem Kostenhinweis beworben.

    Nutzer überrumpelt

    Aus Sicht des Nutzers fängt die Geschichte erst viel später an. Er bemerkt das Ganz nämlich erst, wenn er die Rechnung bekommt. Ersieht sich also erst einmal die Seite an, kommt aber diesmal nicht über eine Suchmaschine, sondern geht direkt auf die Startseite, und hier steht der Preis plötzlich deutlich da. Hier kommt der Nutzer zu dem Schluss: "Oh, die 144 Euro muss ich wohl übersehen haben." Wir wissen jetzt: der Nutzer hat sich nicht geirrt, der Preishinweis stand tatsächlich nicht da! Wenn man die Seite mit dem Parameter ?action=howto aufruft (früher: ?action=beginnetest, die Schlüsselwörter werden offenbar bisweilen geändert), bekommt man den Preishinweis nämlich erst viel später zu sehen.

    Im Video sehen Sie den gesamten Test noch einmal: angefangen von der Suche bis zur Anmeldemaske. Beachten Sie: zum ersten Mal bekommt der Nutzer auf der Anmeldemaske einen Preishinweis zu sehen, allerdings weit unter dem Button "Absenden" - das ist in dieser Form unzulässig.

    Fazit: was man nicht sehen kann, kann man auch nicht übersehen.

    Noch ein kleines Detail:

    Cybertainment verleiht deutsche Staatsbürgerschaft

    Auf der beworbenen Version bekommt man zu lesen: "Sobald Sie alle 33 Fragen beantwortet haben, erhalten Sie sofort eine ausführliche Auswertung in der steht ob Sie den Test bestanden haben und somit die deutsche Staatbürgerschaft erhalten, oder nicht." Cybertainment will mir also in der Auswertung bescheiden, ob ich "somit" die deutsche Staatsbürgerschaft erhalte "oder nicht". Bei dieser absoluten Verbindlichkeit kann einem nur ein Gedanke kommen:

    Erstaunlicherweise werden nämlich für das echte Einbürgerungsverfahren derzeit Gebühren in Höhe von 255,00 € erhoben. Nach der gesamten Aufmachung der Seite könnte nun ein Ausländer denken, er würde hier den offiziellen Test machen, der ihn durch die Online-Anmeldung nur 144,00 € Gebühren kosten würde - wenn er den Preishinweis denn wahr nähme.

    Auch wenn der Straftatbestand der Amtsanmaßung (§132 StGB) wohl nicht gegeben sein dürfte (ich bin allerdings kein Strafrechtler), könnte hier doch auf einer weiteren Ebene ein Irrtum vorliegen, nämlich, hier nicht nur ein Training für den Einbürgerungstest zu absolvieren, sondern direkt online den eigentlichen Test bei einer Behörde verbindlich durchzuführen und somit die tatsächlichen Voraussetzungen für die Einbürgerung zu schaffen.

    Na, wenn das kein Grund zur Anfechtung ist ...